Wenn es endlich wieder warm wird, ist eine Kugel Eis so etwas wie ein köstlicher Vorbote der schönsten Zeit des Jahres. Die Kugel kann aus der eigenen Eismaschine im Keller kommen oder man steht Schlange bei der besten Eisdiele der Stadt – jede Stadt hat „ihre” beste Eisdiele. Auch ein Eis zum Nachtisch im Restaurant oder in der Kantine ist nicht zu verachten.
Es ist aber alles kein Vergleich zu der Sensation, wenn „der Eismann” kommt, Kindheitserinnerung pur, Sommer pur, Glück pur. „Der Eismann” fuhr früher mit seiner mobilen Eisdiele (meist ein umgebautes Wohnmobil) durch Wohngebiete, in denen es kaum Infrastruktur, geschweige denn eine eigene Eisdiele gab. Die Sensation bestand darin, dass „der Eismann” immer völlig unerwartet kam, am besten an einem kochend heißen Sonntag-Nachmittag ohne Abkühlung, dafür aber mit sehr viel Langeweile.
Wie aus dem Nichts hörte man plötzlich eine Glocke läuten und alle Kinder in der Siedlung schrien wie entfesselt „Der Eismann kommt!” und rannten auf die Straße, allein oder von ihren Eltern begleitet, voller Panik, der Wagen würde wieder anfahren und auf unabsehbare Zeit verschwinden.
So eine Kugel Zitroneneis war der Inbegriff von Glück an einem heißen, trostlosen Sonntag im Sommer. Eine Kugel Zitroneneis, einfach so, aus heiterem Himmel in unserer kleinen, öden Seitenstraße.
Kein Wunder, dass sich der Eiswagen „Livotto”, der ab jetzt immer mal wieder vor dem Haupteingang des Tobias-Haus anhält, sich großer Beliebtheit bei den Bewohnern erfreut. Und die erste Kugel Eis, die „aufs Haus” ging, schmeckte nicht nur richtig gut, sondern ließ bei vielen Erinnerungen aufleben. An die Kindheit, an den Sommer, an das Glück.